Eine Flamencogitarre ist in erster Linie am Klang zu erkennen und nicht am Holz, bzw. der Kolorierung. Auch ein vorhandener Schlagschutz (Golpeador) auf der Decke muss nicht Indiz dafür sein, dass es sich um eine Flamencogitarre handelt. Wird allerdings eine Flamencogitarre ohne Golpeador angeboten, bedarf es schon einer genaueren Überprüfung.
Wurde für die Decke (tapa) schon immer Fichte (pinabete) verwendet, war die Holzart für die Zargen und Boden ursprünglich ausschließlich die einheimische Zypresse (ciprés). Sie war massenhaft vorhanden und deshalb auch kostengünstig. Erst ist jüngster Zeit, seit die Zypresse aus Nordafrika (vor allem Marokko) importiert werden muss, ist der Preis für den Rohstoff und somit auch der Gesamtpreis der Flamencogitarre erheblich gestiegen.
Noch im 19. Jahrhundert war das Zypressenholz „segunda clase“ und Instrumente die damit gefertigt wurden waren Billig-Gitarren, oder besser gesagt „Guitarras de tablao“ (mit etwas negativem Unterton). Erst 100 Jahre später wurde von José Ramirez I. aus klanglichen und nicht ökonomischen Gründen das Zypressenholz für die so genannte „Guitarra flamenca“ verwendet. Um eben den Ton, welcher sich inzwischen in den Ohren gebildet hat, zur Hörgewohnheit, ja sogar zur Klangcharakteristik wurde, gerecht zu werden.
Für die Decke wird in aller Regel Alpenfichte, manchmal auch kanadische Fichte verwendet, oder Zeder, Ramirez verwendete fast ausschließlich Zeder. Für Zargen und Boden, wie schone erwähnt, Zypresse, oder Ostindischer Palisander, Rio-Palisander, manchmal auch Ahorn. Für den Hals kommt hauptsächlich Honduras-Zeder, auch Zigarrenschachtelholz genannt und für das Griffbrett Ebenholz.
Schaut man eine Gitarrendecke mal genau an, ist zur erkennen, dass sie aus zwei spiegelgleichen Teilen besteht. Je gleichmäßger der Abstand der Jahresringe ist, umso qualitativ hochwertiger ist das Holz. Frühholz (hell) und Spätholz (dunkel) bilden einen Jahresring.
Bei der Querschnittdarstellung eines Baumstammes sind folgende Schichten zu erkennen: Der äußere Schutz des Stammes ist die Rinde, darunter folgt der Bast und Kambium (Wachstumsschicht). Dann folgen die zwei Bereiche Splint- und Kernholz. Das Splintholz ist das jüngere, aktive Holz und verwandelt sich im Laufe des Wachstums in Kernholz. Reine Splintholzbäume wie z. B. Birke, Erle und Linde bilden kein Kernholz aus. Ein Jahresring besteht aus dem sogenannten Früh- und Spätholz. Der hellere Teil ist das Frühholz und entsteht während der Wachstumsphase. Der dunklere Teil, das Spätholz, bildet sich in der Ruhephase, also im Winter (auch in der Trockenzeit). Schnell gewachsenes Nadelholz, zu erkennen am großen Frühholzanteil, ist weicher als langsam gewachsenes.
Sehr wichtig, vor allem für das Deckenholz, ist der Schnitt. Der Faserverlauf sollte möglichst parallel zur Decke verlaufen. Dies bezeichnet der Fachmann die Decke ist „im Spalt“ (siehe Segment). Betrachtet man die Decke im Querschnitt sollten Jahresringe möglichst senkrecht stehen. Dies gewährleistet eine höhere Quersteifigkeit.
Nachdem der Stamm strahlenförmig aufgesägt wurde entstehen die Segmente, wie sie der Gitarrenbauer vom Tonholzhändler kauft. Dieses Segment wird dann später nochmals in zwei spiegelgleiche Teile getrennt, aus denen dann die Decke herausgearbeitet wird.
Alte Klangholzfachmänner behaupten, dass Holz, das im Dezember bei Vollmond geschlagen und hangabwärts bis zum Frühjahr gelagert wird, besonders gut klingen soll.
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Dies & Das ...
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