Nein. Verschiedene Hersteller bieten zwar spezielle Flamenco-Saiten an, was an denen mehr flamenco ist als bei anderen Saiten, ist wohl deren Geheimnis. Klar klingen die roten Diskant-Saiten von La Bella nach wie vor sehr brillant, aber durch die Entwicklung der Carbon-Saiten hat sich da eingies auf dem Markt verändert. Lange Zeit spielte Paco de Lucía in den Bässen Savarez Rot und im Diskant La Bella Rot. Da dies der absolute Insider-Tipp war, spielte alle Welt (Flamenco) diese Saiten. Später Mitte der 80er stieg er dann auf Luthier*) um.
Es gibt also keine speziellen Saiten für Flamenco. Das Saiten-Rasseln, also das anschlagen der Saiten auf den Bünden, ist längst Geschichte. Kein ernstzunehmer Gitarrist psielt heute noch mit diesem Sound, der von Flamenco-Gitarristen wie Ramon Montoya, oder Manitas de Plate bevorzugt wurde. Dies kam zum Einen durch eine extrem niedere Saitenlage, zum Andern hatte Montoya sein Gitarre auch noch um 2-4 Halbtöne tiefer gestimmt. Er spielte auch grundsätzlich mit Cejilla (Kapodaster).
*)
Bei diesem Prozedere, das in den 1980er in Wien stattfand, war auch ich anwesend. Mein Wiener Freund, der mit Paco´s Bruder Ramon de Algecíras zu dieser Zeit gut befreundet war, hatte die Sache angeleiert und Paco probierte die Saiten aus und spielte sie auch tatsächlich, ohne auch nur einen Werbe-Dollar zu erhalten. Im darauffolgenden Jahr lud uns der Hersteller dieser Saiten, der alte Orozco, der Jahre zuvor die Saitenfabrik Aranjuez an seinen Sohn übergab, in sein Feriendomizil in Torremolinos ein. Die Begegnung mit diesem alten, respektvollen Mann, der in New York lebte, war sehr beeindruckend.
Die Bespielbarkeit einer Gitarre, also nicht nur der Flamencitarre, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Von der Saitenlage und vom Saitenzug (Tension). Ein bisschen auch noch, was die linke Hand betrifft, von der Höhe der Bundstäbe und für rechte Hand die Saitenlage am Steg.
Der Saitenzug kann a) durch die Saitenstärke, bzw. die Spannung (Tension) der Saite beinflusst werden und b) durch den Winkel am Steg und Sattel und c) durch die Mensur. Hat man bei a) selbst Einfluss, welche Saiten man kauft, ist bei b) der Zustand durch den Gitarrenbauer vorgeben. Genau aus diesem Grund kann auch nicht grundsäzlich bestimmt werden, welche Saiten, ob low, medium, high, auch light, normal oder hard die richtige Spannung für die eigene Gitarre haben.
Stärkere Saiten, bzw. Saiten mit einem höheren Zug, benötigen mehr Energie um in Bewegung gesetzt zu werden, die Amplitude nimmt aber langsamer ab, oder besser gesagt, die Ausklingzeit (Sustain) ist länger. Wobei die Klangfülle einer dickeren Saite weitaus voller ist, als bei einer dünneren.
Gitarristen
Dies & Das ...
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