Zu Zeiten, als ich noch meinen Gitarrenladen hatte, mussten die meisten Reparaturen an beschädigten Instrumenten immer in den Monaten Januar/Februar erledigt werden. Nicht nur verzogene Hälse, eingefallene Decken, Risse am Hals und im Griffbrett, auch Risse in der Decke und Boden/Zargen waren sehr häufig. Bei den E-Gitarren waren die Schäden nicht so ausgeprägt, da die meistens komplett, bzw. zum größten Teil „versiegelt“ sind. Auch die Schäden bei den billigeren Akustikgitarren hielt sich in Grenzen, da diese eben, was Boden/Zargen betrifft aus furnierten, bzw. Sperrholz bestehen.
Warum gerade zu dieser Jahreszeit? Naja - das sind in der Regel die kältesten Monate, in denen die Außenluft aufgrund ihrer Temperatur am wenigsten Feuchtigkeit aufnehmen kann und, das ist viel entscheidender, in den Gebäuden, in den Räumen, in denen wir uns aufhalten, die Heizungen auf Hochtouren laufen. Will heißen - relativ trockene Luft wird in die Gebäuden gesogen, dort erwärmt, ohne das ihr Feuchtigkeit zugeführt wird. Nun spricht man von der relativen Luftfeuchtigkeit (rF).
Carrier-Diagramm nach DIN 4108, auch als Sättigungskurve bezeichnet, stellt die Beziehung zwischen aufnehmbarem Wasserdampfgehalt, relativer Luftfeuchte und Temperatur dar.
Kalte Luft kann weitaus weniger Wasser aufnehmen als warme Luft. Dies bedeutet, dass kalte Luft physikalisch bedingt trockener ist. Z.B. kann 22°C warme Luft mehr als 16,7g Wasser pro Kilogramm Luft aufnehmen, wobei 0°C kalte Luft schon bei weniger als 3,8g Wasser pro Kilogramm Luft gesättigt ist.
Im Winter haben wir also, durch die kalten Außentemperaturen, sehr trockene Luft. Jedoch ist die Luft in unseren Wohnräumen häufig noch viel trockener. Wenn wir lüften, lassen wir die Winterluft in unsere Innenräume. Dabei bleibt die absolute Menge an Wasser zwar gleich, jedoch steigt mit dem Erwärmen der Luft das Potenzial Feuchtigkeit aufzunehmen stark an. Wenn nun keine Befeuchtung der Luft geschieht, sinkt die relative Feuchtigkeit rapide ab.
Risse durch Trockenheit im Parkettboden.
Nun kommt der Werkstoff, der für unsere Instrumente verwendet wird, ins Spiel - das Holz. Holz ist ein hygroskopischer Stoff, der sich seiner Umgebung anpasst. Er atmet. Er nimmt Feuchtigkeit auf oder gibt sie ab. Durch diese Vorgänge schwindet oder quillt das Holz, was man als „Arbeiten“ bezeichnet. Nicht nur unsere Instrumente, auch unser Mobiliar, unser Holzboden, das Parkett, ja auch Gemälde und unsere Gesundheit leiden darunter, wenn sie nicht geschützt werden, bzw. keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
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Das Schwinden des Holzes. Quelle: Die Gitarre und ihr Bau von Franz Jahnel (1973)
Holz enthält „freies Wasser“ und „gebundenes Wasser“. In den Wasserkanälen (Tracheen und Tracheiden) des Holzes, die das Wasser von der Wurzel in die Krone transportieren, befindet sich das „freie Wasser“. Dieses Wasser wird beim Trocknungsvorgang dem Holz zuerst entzogen. Zwischen den Mizellen(Micellen)-Reihen der Fasersubstanzen sitzt das „gebunden Wasser“. Wird diesen Zellen das Wasser entzogen, verändert sich die Substanz der Zelle. Sobald sich aber die Umgebung, also die Luft wieder verändert, mehr Feuchtigkeit enthält, wird diese wieder zurückgeholt. Diese Fähigkeit des Holzes, bei trockener Außenluft Feuchtigkeit nach außen abzugeben und umgekehrt, bei nasser Außenluft Feuchtigkeit wieder im Innern aufzuspeichern nennt man Hygroskopizität. Das Ausdehnen, also die räumliche Vergrößerung des Holzes nennt man Quellen, wird dem Holz unterhalb seines Fasersättigungsbereiches Feuchtigkeit entzogen, nennt man es Schwinden.
Nach Aufschneiden des Holzes, wird es in der Regel bis zu 10 Jahren im Freien gelagert. Da sucht sich dann der Gitarrenbauer seine Lagerbestände aus. Der größte Teil des Klangholzes wird aber künstlich getrocknet. Der langjährige Prozeß wird also auf ein paar wenige Tage verkürzt. Aber auch in der künstlichen Trocknungskammer wird dem Holz eben nur das „freie Wasser“ (s.o.) entzogen. Bei der Lufttrockung findet ein natürlicher Alterungsprozeß statt, bei dem nicht nur das Wasser entzogen wird, sondern eben auch Öle, Harze, Eiweiß, Stärke, Mineralsalze, Gerb- und Farbstoffe.
In der Regel bauen Gitarrenbauer ihre Gitarren in ihrer Werkstatt bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 45 - 60 %. Natürlich hängt dies auch von der Umgebung ab. An den Küsten Spaniens herrscht ständig eine relative Luftfeuchtigkeit von 60-70% und im Landesinneren, wie zum Beispiel in Kastilien-La Mancha, also in der staubigen Gegend von Don Quijote, ist es im Sommer sehr trocken. In Madrid kann im Sommer die relative Luftfeuchtigkeit auf bis zu 40 % fallen. José Ramirez war der erste, der in seiner Werkstatt mit 63-prozentiger relative Luftfeuchtigkeit gebaut hat.
Kauft man bei einem Gitarrenbauer, oder auch im Fachgeschäft eine Meistergitarre, sollte man schon nachfragen, unter welchen klimatischen Bedingungen die Gitarre gebaut wurde. Allerdings ist bei Manufaktur- und Industrie-Gitarren selten möglich, eine Antwort zu erhalten.
José Ramirez in Madrid (1976)
Holzschutz - Lackierung
Entscheidend ist aber auch, wie die Gitarre gegen klimatische und mechanische Einflüsse geschützt ist. Der Lack hat die Aufgabe das Holz vor äußeren Einflüssen zu schützen, die Resonanzfähigkeit zu bewahren und das Aussehen vornehm und edel zu gestalten. Ist das Holz einer Meistergitarre mit einer Schellack-Politur (en: French Polish, es: Goma Laca) versehen, hat man wenig Schutz gegen mechanische Beschädigungen, wie Macken und Kratzer, da die Politur nur aus hauchdünnen Schichten besteht, die täglich über Wochen mit einem Leinenballen aufgetragen werden. Für den Klang des Instruments ist es nach wie vor das Beste. Da das Aufbringen eine Kunst und sehr viel Arbeit ist, lohnt sich dies eben nur bei Meistergitarren. Das Holz ist nun äußerlich geschützt, aber das Innere des Korpus und das Griffbrett ist unbehandelt. Da das Schellackgranulat in Alkohol gelöst ist, sollte mit alkoholischen Getränken beim Gitarrenspielen vorsichtig umgegangen werden. Auch Körperschweiß, vor allem in Verbindung mit Deos setzten dem Lack kräftig zu, rauhen, bzw. lösen in an, oder lassen ihn matt erscheinen.
Neben dieser aufwändigen Lackierung gibt es noch weitaus mehrere, wie z.B. Nitro-, 2-Komponenten- und moderne synthetische Lacke, die zahlreich ihre Anwendung finden. Bei Solidbody-E-Gitarren ist in der Regel alles lackiert, bis auf das Griffbrett. Also alles sozusagen versiegelt.
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Zu Besuch in der Werkstatt von Manuel Bellido (Granada) und seinen Söhnen Jesús und Mauricio.
Es ist wohl ein Selbsverständlichkeit, dass man mit seiner Gitarre sorgsam umgeht, sie vor Stößen, Schlägen und sonstigen mechanischen Belastungen schützt. Meistens ist sie im Gitarrenständer, oder im Koffer bestens aufgehoben. Auch beim Transport sollte man darauf achten, das Instrument nicht all zu sehr zu strapazieren. Weitaus weniger wird aber auf die klimatischen Einflüssen wie Kälte und vor allem Hitze geachtet. Die Kälte selbst macht der Gitarren nicht soviel aus, wie die damit einhergehende Trockenheit. Dazu später mehr. Die Wärme, oder gar Hitze ist auf die Dauer nicht gut. Legt man die Gitarre für längere Zeit in die Sonne, oder lässt sie im Auto, das mehrere Stunden in der Sonne steht, liegen, muss man sich nicht wundern, wenn der Hals sich verbogen hat, oder sich die verschieden Hölzer der einzelnen Gitarrenbestandteile verformt haben.
Bei einem Gitarrenbauer in Granada sah ich mal eine Gitarre, die zur Reparatur anstand, komplett zerlegt im Koffer liegend. Damals arbeiteten die meisten Guitarreros (so wird der Gitarrenbauer genannt - der Gitarrist ist der Guitarrista, oder Tocaor) noch mit Knochen-/Heißleim. Infolgedessen konnte der Leim bei 70-80 Grad im Innern des Autos nichts mehr zusammenhalten, da er eben wieder den flüssigen Zustand zurück versetzt wurde.
Wie oben schon erwähnt, ist die Trockenheit die größte Gefahr für unsere geliebten Instrumente. Weshalb wir auf die Aufbewahrung das größte Augenmerk legen sollten. Durch total abgedichtete und isolierte Fenster in Gebäuden findet heutzutage überhaupt kein Austausch der Luft in den Innenräumen statt. Moderne Zentralheizungen, die bei Minusgraden auf Hochtouren laufen, trocknen die Wohnräume komplett aus. Noch schlimmer bei Fußbodenheizungen. Es ist keine Seltenheit, dass in einem Wohnzimmer mit einer Temperatur von 20 - 22 Grad dann die relative Luftfeuchtigkeit unter 30 % liegt. Wie oben erwähnt, wird es für die Gitarre schon < 40 % kritisch.
Aber auch die Klimaanlage entzieht der Luft komplett die Feuchtigkeit. Jedes Auto ist inzwischen damit ausgestattet. Im Sommer zu meinen, der Gitarre passiert nichts im klimatiserten Innenraum des Autos ist ein Irrtum. Die Trockenheit steigt bei Aktivierung der Klimaanlage rapide an. Dies merkt man, wenn bei Regenwetter die Frontscheibe beschlägt. Kurz die Klimanalge an und die Scheibe ist wieder frei, also die Feuchtigkeit weg.
Das einfachste ist, sie in einem Zimmer, das nicht so stark beheizt ist, aufzubewahren, oder im Zimmer selbst ein entsprechendes Klima zu schaffen, in dem wir uns, die Planzen und Instrumente wohlfühlen. Vielen Pflanzen im Raum (ein Gewächshaus wäre ideal), die im Winter öfter gegossen werden, bewirken da schon sehr viel. Ausgeglichen kann dies aber auch durch einen sogenannten Lufbefeuchter.
Es gibt drei Arten von Luftbefeuchtern, die sich in erster Linie durch die Technik, mit der sie die Feuchtigkeit in der Luft verteilen, unterscheiden: Flächenverdunster, Verdampfer und Zerstäuber (Ultraschall-Geräte).
Jahrzehnte lang, schon in meinem Gitarrengeschäft, verwendete ich Luftbefeuchtern von Venta. Das sind zwar die Teuersten, aber dafür auch ziemlich gut. Das letzte Modell, das ich mir kaufte, gab schon nach wenigen Jahren den Geist aufgab, genauer gesagt, die Sensor-Tasten schalteten nicht mehr. Nach Anfrage beim Hersteller wegen Ersatz wurde mir mitgeteilt, dass der Preis dieser Tasten-Einheit die Hälfte des Geräteneupreises beträgt. Das war mir dann zu blöd. Sogenannte Wertarbeit aus dem Ländle - schnell kaputt - und (über)teuer. Das muss ich mir geben. Kurzer Hand kaufte ich ein Zerstäuber, der bis heute seine Dienste tut. Da unser Trinkwasser aber einen sehr hohen Kalkanteil hat, muss jedes Jahr eine neuer Filter gekauft werden. Dies kann umgangen werden, indem man destilliertes, oder das Wasser aus dem Wäschetrockner, das meine Frau seitdem sammelt, verwendet. Da meine Gitarren in einer Vitrine sind, reicht mir eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 %, den der Zerstäuber konstant beibehält, in meinem Arbeitszimmer voll und ganz.
Die Vitrine, die ich selbst aus massivem stabverleimten Bucheplatten schreinerte, ist komplett luftdicht. In dieser Vitrine ist es relativ einfach das Klima, die Luftfeuchtigkeit im Sommer wie im Winter konstant zu halten. Das Massivholz speichert die Luftfeuchtigkeit und gleich damit Schwankungen aus, wenn ich nicht rechtzeitig Wasser in die Feutigkeitsspender nachfülle. Diese Wasserspender sind ein oder mehrere Gefäße, in denen sich Wasser und ein Schwamm befindet. Wenn es sehr trocken ist, wird alle 2 - 3 Tage Wasser nachgefüllt. Im Frühjahr und Herbst einmal in der Woche. Im Sommer regelt sich alles von selbst.
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Foto 1: Vitrine Eigenbau; Foto 2: Gitarren in der Vitrine - rechts und links die Wasserboxen mit Schwamm; Foto 3: Vitrine geöffnet; Foto 4: Bei stärkerer Trockenheit eine weitere größere Wasserbox mit Schwamm; Foto 5: Die Wasserboxen oben links und rechts. Ein ganz einfaches Prinzip, in der Gitarrenvitrine die gewünschte Luftfeuchtigkeit zu regeln.
Wenn ich mir eine Gitarre im mittleren bis oberen Preissegment leisten kann, sollte ich mir auch einen Hygrometer leisten.
Die billigen aus dem Bau- oder Blöd-Markt tun zwar auch ihre Dienste, stimmen aber in der Regel nicht. Am besten ist nach wie vor der Haar-Hygrometer. Es ist tatsächlich ein Menschenhaar, am besten ein blondes Frauenhaar, das über ein Hebelwerk auf eine Skala den Wert, die Höhe der Luftfeuchtigkeit anzeigt.
Dieses Hygrometer muss aber ab und zu geeicht werden. Inzwischen gibt es auch sehr gute digitale Geräte, die aber auch ihren Preis haben, wenn sie einigermaßen zuverlässig sein sollen.
Letzten Samstag hatten wir hier lokal -1° C, Schneeschauer und eine Luftfeuchtigkeit von 84 %. Das gibt es im Winter nur bei Schauer. Wäre es trocken gewesen, hätte die relative Luftfeuchtigkeit wohl bei ca. 40 % gelegen. Im meinem Arbeitszimmer, wo auch meine Gitarren stehen, wurde eine Luftfeuchtigkeit von 43 % angezeigt (Billig-Hygrometer). Der Luftbefeuchter zeigte 44 % an und hatte abgeschaltet, da er von mir so programmiert wurde. Dieser Wert reicht mir absolut aus. In der Gitarrenvitrine wurden exakte 57 % angezeigt.
Meine Conde klingt bei diesem Wert am besten. Bei ihr darf ich auf keinen Fall unter 50 % und nicht über 60 % kommen, obwohl sie schon 20 Jahre alt ist. Der neun Jahre alten Ramirez ist die Luftfeuchtigkeit egal, die aber trotzdem nicht unter 45 % fallen sollte. Meine im Jahre 1988 selbstgebaute Flamencogitarre (Boden/Zargen: Zypresse aus Granada; deutsche Fichten-Decke ; Hals: Honduras-Zeder) hat schon so viel mitgemacht. Sie hat über 100.000 km im Auto verbracht, lag in kalten Flugzeugfrachtkammern, hat einige Risse in der Decke und Boden und fühlt sich ab 40 % aufwärts wohl. Da sie über 50 % nicht mehr gut klingt, nehme ich sie, wenn ich auf ihr spielen will, eine Stunde vorher aus der Vitrine.
Scharfe, überstehende Bundkanten sind ein erster, klarer Hinweis auf zu trockene Luft. Denn durch fehlende Luftfeuchtigkeit schrumpft das ungeschützte, unlackierte Griffbrett, das Metall der Bünde jedoch nicht. Somit ragen die Enden seitlich heraus. Der einfachste Test ist mit den Fingern seitlich am Griffbrett entlang zu fahren. Nun ist zu spüren, ob die scharfkantigen Bünde überstehen.
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Foto 1: Die Bundstäbchen ragen über das geschwundene Griffbrett hinaus.
Foto 2: Die Bünde haben den Lack am Griffbrett platzen lassen, da das Griffbrett irgendwann mal gearbeitet hat. Nicht schlimm, aber erste Warnzeichen, dass es irgendwann mal zu trocken war..
Video: Fährt man mit den Fingerkuppen entlang des Griffbretts, spürt man die scharfkantig überstehenden Bundstäbchen.
Zu hohe Trockeheit ist auch an der Veränderung der Gitarren-Decke zu erkennen. Im Normalzustand ist diese ganz leicht nach außen gewölbt. Sie ist konvex. Schrumpft sie, wird sie plan, oder fällt gar nach innen ein, sie wird konkav. Damit kann der Feutigkeitsentzug einigermaßen ausgeglichen. Aber - es verändert sich auch die Saitenlage, da der Steg sich mit der Decke senkt. Dies kann zwischen 3 und 5 mm betragen, abhängig davon, wie stark die Deckenwölbung ist.
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Gewölbte, oder konvexe Decke. Saitenlage am Steg.
Wird nun nichts getan, arbeitet das Holz so lange weiter, bis es eben reisst. Das sind dann die berühmten Schwundrisse. Nun sollte die Gitarre sofort zum Reparieren gebracht werden. Der Gitarrenbauer führt dem Instrument wieder die nötige Feuchtigkeit zu bis der Spalt sich wieder schließt, streicht ein wenig Leim hinein und verspannt die Decke mit Zwingen. Oft wird auch noch auf der Innenseite des Deckenrisses ein mit Leim getränkter Pergamentstreifen angebracht. Da das Pergament sich beim Trocken zusammenzieht, wird auch der Riss gut geschlossen. Wartet man zu lange mit der Reparatur, oder bemerkt den Riss nicht, muss meistens ein Span eingelegt werden und auf der Innenseite kleine Holzblättchen, sogenannte Diamanten angeleimt werden, um der Decke wieder ihre ursprüngliche Stabilität zurückzugeben. Diese Arbeitsschritte lässt die Reparaturkosten aber immens ansteigen.
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Wird dem Hals und Griffbrett längere Zeit die Feuchtigkeit entzogen, kann man am Durchhängen des Hals meistens nichts mehr ändern. Bei hochwertigen Instrumenten wird der Gitarrenbauer nach Entfernen der Bünde das Griffbrett mit dem Hobel ausrichten. Im schlimmsten Fall muss das Griffbrett ersetzt werden. Dies betrifft natürlich nur die Nylon-Gitarren, die keinen Metallstab eingebaut haben. Aber auch bei Gitarren mit Stahlstab, also alle Western- und E-Gitarren, ist es oft ärgerlich, wenn der Hals sich aufgrund von Trockenheit verzogen hat und nichts mehr zu retten ist. Schlimmer noch - wenn der Hals verdreht (twisted) ist, ist leider alles zu spät. Auch da hilft dann nur das Griffbrett ersetzen, oder eben ein komplett neuer Hals.
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Foto 1: Der Alptraum eines jeden Gitarristen - ein verbogener, durchhängender Hals.
Foto 2: Schlimmer geht´s nicht - ein verdrehter Hals (twisted neck).
Wenn ich im Auto, oder Flugzeug unterwegs bin, nehme ich die Spannung der Saiten etwas zurück. So kann, sollte durch mechanische oder klimatische Einwirkung der Gitarre irgendwas passieren, der Schaden etwas gemindert werden. Zur Sicherheit, egal zu welcher Jahreszeit, befindet sich in meinem Koffer immer ein kleiner Hygrometer (ist bei hochwertigen Etuis inkludiert) und zwei Humidifier. Einer am Korpus und einer am Kopf. Von Befeuchtern, die in das Schallloch gesteckt werden halte ich gar nichts, da eben nur der Innenbereich des Korpus befeuchtet wird.
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Ich war einer der Ersten, der schon in den 80er Jahren hochwertige Meistergitarren aus Spanien, vornehmlich Andalusien, hier nach Deutschland importiert hat. Unzählige Instrument wurden von mir hierher, in mein damaliges Gitarrengeschäft transportiert. Anfangs mit dem Auto, später im Flugzeug, oder die Gitarren wurden eben mit der Spedition auf die Reise geschickt. Mir ist nie eine Gitarre abhanden gekommen. Auch nie hat sich ein Instrument verzogen, oder wurde beschädigt, da ich immer auf größte Sorgfalt beim Transport achtete. Auf meinen vielzähligen Konzertreisen und Tourneen, die ich seit Jahrzehnten mache, ist nur einmal was passiert. Jemand stieß nach dem Konzert meine Gitarre, die im Koffer am Bühnerand stand, von der Bühne. Ich brachte sie sofort nach Tourneeende zu Josip Krog in den Taunus, der die Gitarre so schön reparierte, dass der Schaden nicht mehr zu erkennen war und am Klang sich nichts verändert hatte. Im Gegenteil, ich war sogar der Meinung, dass sie danach besser klang. Der Täter konnte leider nicht ermittelt werden, so dass eben meine Instrumentenversicherung endlich mal beansprucht werden sollte. Da griff aber die sogenannte Nachtklausel und ich blieb auf Kosten sitzen. Seitdem habe ich nie mehr ein Instrumentenversicherung abgeschlossen - und passe auf meine Instrumente einfach penibel auf.
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Wort und Bild:
© Gerhard Graf-Martinez
Januar 2021
Gitarristen
Dies & Das ...
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